Karies und richtige Ernährung

Dr. med. dent. Ingo Plehwe

Schokolade und Bonbons verursachen Karies - das ist bekannt. Doch ist Ihnen bewusst, dass auch Spinat, Zitrusfrüchte und Wein die Zähne angreifen? Nicht alle Lebensmittel, die als gesund gelten, sind auch für die Zähne gut. Überdies schadet Zähneputzen zum falschen Zeitpunkt mehr als es nützt.

 

Süße aber auch saure Lebensmittel sind schlecht für die Zähne.

Während Süßes ein gefundenes Fressen für Kariesbakterien ist, greift Saures den schützenden Zahnschmelz direkt an. Säurehaltige Lebensmittel wie Zitrusfrüchte und Kiwis, aber auch Frucht- und Gemüsesäfte oder essighaltige Salatsaucen beschleunigen die Erosion der Zahnhartsubstanz und Bakterien haben ein noch leichteres Spiel. Der Säuregehalt ist aber kein Grund frisches Obst zu meiden! Obst liefert lebenswichtige Vitamine und Mineralien. Wichtig ist, dass man nach dem Verzehr von Obst und anderen säurehaltigen Speisen nicht sofort zur Zahnbürste greift, sonst schmirgeln die Borsten den von der Fruchtsäure geschwächten Zahnschmelz ab. Deshalb lieber mindestens 30 Minuten warten.


Auch vermeintlich gesunde Apfelschorle ist für die Zähne nicht gut, da hier Zucker zusammen mit Fruchtsäure errodierend wirkt. Dieser Effekt ist noch stärker bei gezuckerten Limonaden und Cola. Was viele nicht wissen: Wein, insbesondere Weißwein, greift wegen des Säuregehalts die Zähne an.

 

Nach dem Genuß von Spinat oder Rhabarber fühlen sich die Zähne manchmal stumpf an. Dies liegt am hohen Gehalt von Oxalsäure, die das Kalzium des Zahnschmelzes bindet und so diesen wichtigen Mineralstoff entzieht. Das fördert den Erosionsprozess.

 

Zucker gilt als Zahnfeind Nummer eins. Besonders tückisch ist die Kombination süß und klebrig. Je länger die Zähne dem Zuckerbad ausgesetzt sind - Honig haftet bis zu zwei Stunden in den Zwischenräumen - desto größer das Kariesrisiko. Das Kariesrisiko steigt nicht nur mit der Menge, sondern mit der Verweildauer des Zuckers im Mundraum.

 

Besonders zahnschädlich ist es, Kindern Nuckelflaschen mit süßen Getränken zu geben, Bonbons zu lutschen und mehrmals am Tag zuckerhaltige Getränke wie Softdrinks und gesüßten Eistee zu trinken.

 

Was kann man tun?

Wer seinen Zähnen etwas Gutes tun will, sollte ungesüßte Milchprodukte bervorzugen. Sie liefern dem Zahnschmelz stärkendes Kalzium. Besonders gut ist Käse. Im Gegensatz zum Honig wirkt der Klebeeffekt hier positiv: Käse haftet lange an den Zähnen und überzieht sie mit einer kalziumhaltigen Schutzschicht die Säuren neutralisiert. Auch das in Quark oder Joghurt enthaltene Kalzium bindet diese schädliche Säure. Reinigend und kräftigend wirken faserreiche Lebensmittel wie Vollkornbrot und Gemüse und Lebensmittel, die intensiv gekaut werden müssen. Zahnfreundliche Durstlöscher sind Wasser, Milch und grüner Tee. Um die Zähne vor Säureschäden zu schützen, kann man zunächst mit einem Schluck Wasser nachspülen oder zuckerfreies (die mit dem Zahmännchen drauf) Kaugummi kauen.

 

Nicht pausenlos knabbern und naschen!

Häufiges Naschen zwischen den Hauptmahlzeiten, schadet nicht nur der Figur, auch den Zähnen tut eine mehrstündige Pause vom Essen gut. In dieser Zeit kann der Speichel seine positiven Eigenschaften entfalten. Er umspült die Zähne und reinigt sie von Essensresten, puffert Säuren und versorgt den Zahnschmelz mit stärkenden Mineralien. Kaugummikauen ist die einfachste Möglichkeit, den Speichelfluss kräftig anzuregen. Ein Kaugummi kann zwar die Zahnbürste nicht ersetzen, ist aber eine Alternative für unterwegs. Auch hier gilt: nur zuckerfreier Kaugummi.

 

Muttermilch ist für Säuglinge in den ersten Lebensmonaten die beste Nahrung.

Gestillte Kinder erleiden weniger häufig Infektionen und sind auch weniger allergiegefährdet. Das Stillen erfüllt aus zahnärztlicher Sicht eine andere wichtige Funktion. Der Säugling muss sich anstrengen um an die Milch zu gelangen, und die gesamte Mundregion und den Kiefer kräftig bewegen. Das stärkt die Kaumuskulatur und regt die Entwicklung der Kieferknochen und Muskeln an.

 

Zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke schaden den Milchzähnen sehr.

Säurehaltige Lebensmittel und Getränke (zum Beispiel Fruchtsäfte, kohlensäurehaltige Limonaden, Zitronentees) sind bei übermäßigem Konsum für Kinder schädlich, da diese die Zahnsubstanz massiv angreifen. Auch sogenannte "Kinderlebensmittel" sind häufig viel zu süß. Viel frisches Obst und Gemüse, wenig Süßigkeiten und mindestens morgens und abends Zähneputzen, oder noch besser nach jeder Mahlzeit.

 

Karies entwickelt sich nicht nur in jungen Jahren!

Karies und andere Zahnschäden sind unabhängig vom Alter. Mit fortschreitendem Alter geht das Zahnfleisch zurück, so dass Kariesbakterien die freiliegenden Zahnhälse und Wurzeln befallen können. Außerdem sinkt die Speichelproduktion; häufig auch durch Einnahme von Medikamenten. Wird zuwenig Speichel produziert, ist die natürliche Reinigungsfunktion der Mundhöhle beeinträchtigt und die Bakterienkonzentration nimmt zu. Dagegen hilft über den Tag verteilt viel Wasser zu trinken. Hinzu kommt, dass ältere Menschen häufiger unter chronischen Erkrankungen leiden. So geht mit Diabetes Typ 2 ein besonders hohes Risiko für Karies oder Zahnfleischentzündungen einher.

 

Schlechte Zahnpflege schadet nicht nur den Zähnen.

Nicht nur die Zähne selbst leiden unter schlechter Zahnpflege. Bakterielle Erkrankungen der Zähne beeinträchtigen die Gesundheit des gesamten Organismus, denn Bakterien können sich durch die Blutbahn im Körper verbreiten. Studien belegen, dass Parodontitis das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen erhöht.